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Negative Bauzinsen

Weniger zurück bezahlen als bekommen

Wie sinnvoll sind negative Zinsen beim Immobiliendarlehen?

Für den Immobilienkredit gibt es keinen Zins, sondern vom Finanzinstitut einen kleinen Nachlass: Bei der Immobilienfinanzierung bewegen sich die Zinsen in Richtung null Prozent. Die Immobilienwelt würde durch die negativ verzinsten Darlehen von Grund auf verändert werden.

Was bringen negative Bauzinsen
Kein Zins für den Baukredit, stattdessen ein kleiner Nachlass von der Bank: Die Bau-Zinsen nähern sich bereits der Null-Marke. Negativ verzinste Kredite würden die Immobilienwelt auf den Kopf stellen.

 

Es ist kein Ende der fallenden Zinsen in Sicht: Für den Kauf eines Hauses oder einer Wohnung werden immer günstigere Immobiliendarlehen angeboten. Es gibt bereits die ersten Gedankenspiele, was die Minuszinsen bei der Baufinanzierung angeht – insbesondere da die Strafzinsen für die Einlagen der Finanzinstitute verschärft wurden. Damit nimmt der Druck auf die Banken zu. Was bedeutet das für die Konsumenten?

Was genau würden Baufinanzierungen bedeuten, die negativ verzinst sind?

Wenn zum Beispiel Käufer von Häusern oder Wohnungen ein Darlehen mit einem Minuszins aufnehmen, erhalten sie von dem Kreditinstitut einen Rabatt: Anstatt auf ihren Kredit Zinsen zu zahlen, bräuchten sie das aufgenommene Darlehen nicht mal ganz zurückzahlen: Beträgt die Kreditsumme 200.000 Euro, wären das in dem Fall lediglich 199.000 Euro. Damit würden die Zinsen auf Tilgungen Geschichte sein.

Sind in Deutschland bereits negativ verzinste Baufinanzierungen verfügbar?

Die Experten meinen, dass das noch nicht der Fall sei. Allerdings befindet sich der Zins für Darlehen mit einer zehnjährigen Bindungsfrist unter 0,5 Prozent für Kunden mit einer guten Bonität, wie die Interhyp feststellt. Die Konditionen von mindestens 400 Banken hat der Vermittler von privaten Immobiliendarlehen verglichen. Mirjam Mohr, die Interhyp-Vorständi, sagt, dass Darlehensnehmer in diesen Wochen eine Entwicklung erleben, die noch sie da gewesen ist. Wer eine gute Bonität hat, kann bereits 0,4 Prozent pro Jahr erhalten.

Von der unabhängigen FMH-Finanzberatung wird ebenso behauptet, dass Immobilienkredite günstiger denn je sind. Bei einem Darlehen mit einer Vertragsdauer von zehn Jahren gab es vor Kurzem im Durchschnitt einen Zins von 0,69 Prozent pro Jahr, während es vor drei Wochen noch 0,71 Prozent waren.

Kommt es bald zur Einführung der Minuszinsen bei den Baufinanzierungen?

Die Kreditinstitute stellen sich bereits darauf ein, wenn es nach Finanz-Szene.de, einem Branchenportal, geht. Jedoch halten sich die großen Banken bislang bedeckt. Es ist derzeit nicht geplant, für Immobilienkredite Minuszinsen einzuführen, erläuterte die Deutsche Bank. Das ist momentan nicht vorstellbar, meinte die Commerzbank.

Mohr von der Interhyp glaubt, dass hier negative Zinsen bei Immobiliendarlehen wohl lediglich in Einzelfällen eingeführt werden. Im positiven Bereich kam es bereits bei mehreren Finanzinstituten zu Mindestzinsen, während es im benachbarten Dänemark hingegen schon bei der Baufinanzierung negative Zinsen gibt.

Max Herbst von dem Unternehmen FMH-Finanzberatung sieht das ganz ähnlich. Er meint, dass es möglich ist und der Zins beim Immobilienkredit fällt. Jedoch ist für die meisten die Wahrscheinlichkeit von negativen Bauzinsen minimal. Top-Angebote mit den Konditionen zehn Jahre mit etwa 0,3 Prozent Sollzins würden Verbraucher mit guter Bonität und genügend Eigenkapital betreffen.

Wie profitieren Kreditinstitute von möglichen Minuszinsen bei Immobilienkrediten?

Für Finanzinstitute könnten negative Bauzinsen das kleinere Übel sein. Denn wenn sie bei der Europäischen Zentralbank über Nacht Geld horten, müssen sie erhöhte Strafzinsen zahlen. Anstelle der bisherigen 0,4 Prozent fallen nun 0,5 Prozent an. Herbst meint, dass der Druck zunimmt. Die Kreditinstitute möchten sich von ihrem Geld trennen, da ihnen die Europäische Zentralbank zu viel kostet. Daher würden sich als Lösung große Immobilienkredite anbieten, welche die Finanzinstitute auch bei Niedrigzinsen fast risikolos vergeben könnten.

Was bedeuten für den Immobilien-Run extreme Niedrigzinsen?

Durch sie können Bürger ermuntert werden, für die Anschaffung einer Wohnung oder eines Hauses mehr Geld aufzunehmen und den Run weiterhin antreiben: Umso geringer der Zins, desto niedriger die Schuldenlast. Der Finanzexperte von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg Niels Nauhauser meint, dass zwei Ehegatten, die vor zehn Jahren eine monatliche Rate von 1.000 Euro zum Finanzieren übrig hatten, heute mit demselben Betrag ein viel höheres Darlehen stemmen können.

Wohnimmobiliendarlehen sind im Immobilien-Run schon angeschwollen: Auf die Anfrage der Grünen-Fraktion antwortete das Finanzministerium, dass innerhalb von zehn Jahren bei den Bundesbürgern die Schulden um ungefähr 25 Prozent zunahmen. Folglich wurden 2018 von den Privathaushalten zur Baufinanzierung etwa 995 Milliarden Euro aufgenommen.

Ist zu befürchten, dass die Immobilien nun trotzdem noch teurer werden?

Keiner weiß, ob die Preise bei Häusern oder Wohnungen weiterhin steigen, egal, wie es bei den Baufinanzierungen mit möglichen Minuszinsen weitergeht. Günstige Immobilienkredite treiben zwar bedingt Großinvestoren in Objekte. Aufgrund der niedrigen Zinsen finden sie fast keine einträglichen Anlagen. Sie setzen daher weiterhin auf steigende Immobilienpreise. Der Bankenverband VÖB gehört zu denjenigen, die vor Immobilienblasen warnen. Selbst durch die Politik könnte mehr Regulierung den Wohnungsmarkt stärker lasten.

Was sollten die Verbraucher unternehmen?

Verbraucherschützer Nauhauser warnt die Immobilieninteressenten davor zu kaufen, auch wenn die Zinsen für die Baufinanzierung sehr gering sind. Denn den niedrigen Zinsen würden weit gestiegene Preise gegenüberstehen. Werden Immobiliendarlehen mit Minuszinsen eingeführt, dann wahrscheinlich erst im Nachkommastellenbereich. Es würde einem demnach wenig geschenkt werden. Und die Verbraucher müssten das Darlehen ja trotz allem nahezu vollständig tilgen.

Keinen neuen Handlungsdruck sieht auch Herbst von der Firma FMH-Finanzberatung. Er meint, dass man beim Immobilienkauf nicht abwarten sollte, bis die Zinsen eventuell noch mehr sinken. Häufig müsse er den Kaufvertrag rasch abschließen, ehe die Wohnung oder das Haus anderweitig vergeben sind. Personen mit einer Anschlussfinanzierung dagegen haben die Möglichkeit, sich zu entspannen und zu hoffen, dass noch bessere Konditionen angeboten werden.

Wie ist die Meinung der Finanzaufseher?

Die Bundesbank zeigt sich gelassen. Sie hält negative Bauzinsen für möglich. Joachim Würmeling vom Vorstand meinte, dass aufgrund der Minuszinsen für den Kunden die Aufnahme eines Darlehens attraktiver werde. Daher ist es umso wichtiger, die Standards bei der Kreditvergabe durch die Banken nicht zu lockern. Auf breiter Front sei das noch nicht erkennbar.

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