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Medizin-Nobelpreis für Zellforscher

Die drei Forscher werden für ihre Arbeit zur Erforschung von molekularen Mechanismen in Zellen zur Ermittlung des Sauerstoffgehalts und ihre entsprechende Anpassung ausgezeichnet. Bisher habe man nicht gewusst, wie die Zellen sich an unterschiedliche Sauerstoffkonzentrationen anpassen können.

Kampf gegen Krebs und andere Krankheiten

zwei US-Amerikaner und ein Brite werden ausgezeichnet

Alljährlich findet die Verleihung des Nobelpreises in Stockholm statt. Unter anderem wird dabei auch ein Preis im Bereich Medizin vergeben. Erstmals verliehen wurde der Prestige-trächtige Preis und die höchste Würdigung in der medizinischen Forschung im Jahr 1901 an den deutschen Emil von Behring. Der Bakteriologe hatte eine Behandlungsmethode gegen Diphterie entdeckt. Bis heute wurde der Medizin-Nobelpreis an insgesamt 216 Personen verliehen, von denen 12 Frauen waren. Das Gremium, das entscheidet, an wen jedes Jahr der Preis verliehen werden soll, setzt sich aus 50 Professoren des berühmten schwedischen Karolinska-Instituts zusammen.

Nobelpreis geht an Zellforscher

Preisträger des Jahres 2018 im Bereich Medizin waren der US-Amerikaner James Allison und sein japanischer Kollege Tasuku Honjo. Sie wurden für die Ausarbeitung von Immuntherapien zur Behandlung gegen Krebs gewürdigt. Die Preisträger in diesem Jahr sind, neben dem Briten Peter Ratcliffe, die beiden US-Amerikaner Gregg Semenza und William Kaelin. Der Medizin-Nobelpreis ist nicht nur eine symbolische Auszeichnung. Der Preis ist in diesem Jahr mit 9 Millionen Schwedischen Kronen dotiert, dies entspricht umgerechnet etwa 830.000 Euro.

Die drei Forscher werden für ihre Arbeit zur Erforschung von molekularen Mechanismen in Zellen zur Ermittlung des Sauerstoffgehalts und ihre entsprechende Anpassung ausgezeichnet. Wie das Karolinska-Institut erklärte, wisse man zwar bereits über die lebensnotwendige Rolle von Sauerstoff für den Körper. Bisher habe man jedoch nicht gewusst, wie die Zellen sich an unterschiedliche Sauerstoffkonzentrationen anpassen können.

Das Gremium begründete die Vergabe mit der Bedeutung, die diese Forschungsarbeiten auf die Entwicklung von neuen Ansätzen bei der Behandlung von Blutarmut, Krebs und zahlreichen anderen Krankheiten spielen kann. Denn nicht nur die Anwesenheit von Sauerstoff an sich ist ausschlaggebend und lebenswichtig. Eine ganz entscheidende Rolle für Körperfunktionen spielt auch die Sauerstoffkonzentration aus der Umgebung, die aufgenommen wird. Sie kann unter anderem das Wachstum von Tumorzellen ebenso beeinflussen wie Stoffwechselaktivität und Epigenetik.

Schwer erreichbare Medizin-Nobelpreisträger

Laut Erklärung des Karolinska-Instituts gab es anfangs Schwierigkeiten William Kaelin über seine Ernennung zu informieren. Thomas Perlmann, ein Mitglied des Nobelgremiums erklärte, dass sie zu Beginn keine Telefonnummer von dem Wissenschaftler finden konnten. Kaelins Schwester konnten ihnen schließlich weiterhelfen. Sie konnte dem Komitee zwei Rufnummern mitteilen, von denen eine am Ende zum Erfolg führte. Kaelin war sehr glücklich über die Nachricht und war beinahe sprachlos, wie Perlmann den Anruf beschrieb.

Für Kaelin, Ratcliffe und Semenza ist das nicht die erste Auszeichnung ihrer Arbeit. Sie erhielten bereits im Jahr 2016 den angesehenen Lasker-Award. Die Arbeiten der drei Forscher auf diesem Gebiet geht viele Jahre zurück. Der 1956 in New York geborene Gregg Semenza, konnte bereits Anfang der 90er Jahre ein Protein ermitteln, das an der Regulation von sauerstoffabhängigen Reaktionen beteiligt ist. Der Forscher des Johns Hopkins Institute for Cell Engineering in Baltimore erzielte 1995 einen weiteren entscheidenden Fortschritt. Er konnte, dass von ihm entdeckte Protein Hypoxia Iducible Factor (HIF), zur weiteren Erforschung gewinnen.

Der 1957 ebenfalls in New York geborene Mediziner William Kaelin, befasste sich mit einer Krebsart, die sich auf ein fehlerhaftes Protein zurückführen ließ. In seiner Arbeit an der Harvard Medical School in Boston erkannte er, dass die Aktivität des VHL genannten Proteins in Verbindung mit der Sauerstoffkonzentration steht. Mit dem 1954 in Lancashire geborenen Briten Peter Ratcliffe schließt sich der Kreis. Er entdeckte 1999, dass ein Zusammenhang zwischen den von seinen beiden Kollegen ermittelten Proteinen HIF und VHL besteht.

Startschuss für die Preisverleihung zum Jahresende

Vor der Bekanntgabe der diesjährigen Nobelpreisträger hat die Right Livelihood Stiftung bereits mit der Benennung der Alternativen Nobelpreise am 25. September begonnen. In diesem Jahr wurde der Preis an vier Personen verliehen. Darunter die Schülerin Greta Thunberg aus Schweden, Aminatu Haider, eine Menschenrechtskämpferin aus Westsahara sowie die Chinesin und Frauenrechtlerin Guo Jianmei und dem brasilianischen Ureinwohner Davi Kopenawa.

Die Ernennung der Preisträger erfolgt in einer bestimmten Reihenfolge. Den Anfang machte das Komitee mit dem Medizin-Nobelpreis. Am Dienstag und Mittwoch folgt die Bekanntgabe der Preisträger in den Bereichen Physik und Chemie. Der Literatur-Nobelpreis wird am Donnerstag benannt. Da der Preis 2018 aufgrund eines Skandals im Gremium nicht vergeben werden konnte, erhalten in diesem Jahr zwei Autoren den Preis.
Schließlich wird am Freitag der Gewinner des Friedensnobelpreises verkündet. Den Abschluss macht am Montag, den 14. Oktober, die Vergabe des Nobelpreises im Bereich Wirtschaft. Die schwedische Reichsbank stiftet den Wirtschafts-Nobelpreis.

Die Bekanntgabe der Preisträger erfolgt früher, doch die eigentliche Zeremonie in Stockholm findet erst gegen Jahresende statt. Gemäß der ursprünglichen Tradition und zur Ehrung des Namens- und Preisstifters Alfred Nobel, werden die Feierlichkeiten jedes Jahr zu seinem Todestag am 10. Dezember abgehalten.

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